Intelligenter bauen mit Informationsmodellierung im Bauwesen

Informationsmodellierung verändert Planung, Bau und Betrieb, indem sie Daten, Prozesse und Teams in einem gemeinsamen Modell zusammenführt. So entstehen nachvollziehbare Entscheidungen, weniger Fehler und stabilere Abläufe. In Deutschland gewinnt dieser Ansatz mit Normen wie DIN EN ISO 19650 zunehmend an Bedeutung.

Intelligenter bauen mit Informationsmodellierung im Bauwesen

Digitale Informationsmodellierung, häufig als Building Information Modeling bezeichnet, verbindet Geometrie, Eigenschaften und Prozesse zu einem gemeinsamen Datenmodell. Für Auftraggeber, Planende, Ausführende und Betreiber entsteht damit ein verlässliches Datenfundament, das von der frühen Bedarfsplanung bis zum Facility Management konsistent gepflegt wird. Statt isolierter Dateien und widersprüchlicher Stände gibt es einen strukturierten Informationsfluss mit klaren Verantwortlichkeiten, Versionen und Prüfprozessen. Das reduziert Risiken, senkt Nacharbeit und erleichtert Entscheidungen, weil die relevanten Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind.

Wie man intelligenter baut: Was bedeutet das konkret?

Intelligenter bauen heißt, Projekte als Datenprodukte zu verstehen. Dazu gehören strukturierte Bauteile mit Attributen wie Material, Brandschutzklasse, Kostenkennwerten und Wartungsintervallen. Ein Common Data Environment dient als zentrale Quelle, in der Modelle, Pläne, Protokolle und Freigaben zusammenlaufen. Mit klaren Namenskonventionen, Attributvorlagen und Prüfregeln werden Informationen vergleichbar und wiederverwendbar.

Im Arbeitsalltag zeigt sich das in automatischen Mengen- und Massenermittlungen, Kollisionsprüfungen zwischen Gewerken und nachvollziehbaren Änderungsständen. Kennzahlen wie Planungsreife, Anzahl offener Konflikte oder Modellvollständigkeit machen Fortschritt sichtbar. Lessons Learned aus abgeschlossenen Vorhaben fließen über Bibliotheken und Standarddetails in neue Projekte ein.

Wie man smarter baut: Die Rolle der Informationsmodellierung

Wie man smarter baut, zeigt sich besonders in der Koordination. Ein vernetztes Modell ermöglicht 4D Abläufe mit Bauzeiten und 5D Kosten, sodass Terminfolgen, Lieferungen und Ressourcen synchronisiert werden können. Visualisierte Bauphasen erleichtern die Baulogistik, Sicherheitsplanung und Baustellenzugänge. Konflikte werden früh erkannt, etwa wenn Tragwerk und TGA Kollisionen aufweisen, die sich im Rohbau nur teuer beheben ließen.

Auch Nachhaltigkeit profitiert. Mit verknüpften Datensätzen lassen sich Materialpässe, Mengen für Lebenszyklusanalysen oder Rückbau-Szenarien ableiten. Variantenvergleiche zeigen, wie sich alternative Konstruktionen auf CO2, Kosten und Termine auswirken. Im Betrieb bilden digitale Zwillinge die Grundlage für Instandhaltung, Sensorintegration und Flächenmanagement, sodass Serviceeinsätze datenbasiert priorisiert werden.

Informationsmodellierung in modernen Projekten verstehen

Informationsmodellierung ist mehr als 3D Visualisierung. Sie beschreibt Rollen, Prozesse und Regeln. Auftraggeber-Informationsanforderungen definieren, welche Daten zu welchem Zeitpunkt benötigt werden. Ein BIM-Abwicklungsplan legt Verantwortlichkeiten, Modellstruktur, Attributkataloge, Austauschformate und Prüfprozesse fest. In Deutschland dienen DIN EN ISO 19650, VDI 2552 und offene Formate wie IFC oder BCF als Rahmen für Kollaboration und Interoperabilität.

Wesentlich ist die Governance. Versionierung, Freigabestufen, Änderungsverfolgung und Rechtekonzepte sorgen dafür, dass nur geprüfte Informationen in die Ausführung gelangen. Ein strukturiertes Issue Management dokumentiert Konflikte, Zuständigkeiten und Fristen transparent. So entsteht ein revisionssicherer Ablauf, der auch bei komplexen Bauvorhaben den Überblick wahrt.

Datenqualität, LOD und Übergaben im Projektverlauf

Datenqualität entscheidet über den Nutzen. Die passende Detailtiefe richtet sich nach Projektphase und Zweck. Während der Konzeptphase reichen grobe Bauteilklassen mit Flächen und Volumen, später steigen Genauigkeit und Attributvielfalt. Wichtig ist, dass Level of Development und Level of Information klar definiert sind und bei Meilensteinen geprüft werden. Übergaben an Fachmodelle erfolgen strukturiert, damit Mengen, Türenlisten oder Brandabschnitte konsistent bleiben.

Offene Standards erleichtern Übergaben zwischen beteiligten Disziplinen. IFC sichert den Austausch von Geometrie und Eigenschaften, während BCF für die Kommunikation zu Prüfhinweisen und Kollisionen genutzt wird. Damit vermeiden Teams Abhängigkeiten von proprietären Formaten und reduzieren Medienbrüche zwischen Softwarelösungen.

Zusammenarbeit und Kultur des Teilens

Erfolgreiche Informationsmodellierung lebt von Zusammenarbeit. Fachdisziplinen modellieren dort, wo sie Expertise besitzen, und stimmen sich in regelmäßigen Koordinationsrunden ab. Klare Modellier- und Benennungsregeln verhindern Inkonsistenzen. Eine offene Feedbackkultur unterstützt frühe Fehlerentdeckung, bevor sie auf der Baustelle teuer werden. Schulungen und Rollenverständnis sind dafür ebenso wichtig wie technische Tools.

Sicherheit und Compliance spielen eine zentrale Rolle. Zugriffskonzepte schützen sensible Daten, und Protokolle dokumentieren Freigaben. In Deutschland sind Datenschutzanforderungen zu berücksichtigen, insbesondere bei personenbezogenen Informationen in Dokumentationen oder Betriebsdaten. Durchdachte Struktur und anonymisierte Auswertungen vermeiden Konflikte mit rechtlichen Vorgaben.

Nutzen im Betrieb und in der Region

Der Mehrwert endet nicht mit der Abnahme. Betreiber können Bauteile mit Wartungsintervallen, Garantieinformationen und Ersatzteilnummern nutzen, um Maßnahmen zu planen und Kosten zu steuern. Änderungen im Bestand werden im Modell nachvollziehbar und bleiben für spätere Umbauten verfügbar. Für lokale Bauprojekte erleichtert ein gepflegtes Informationsmodell zudem Genehmigungsprozesse, weil Nachweise und Pläne konsistent und aktuell vorliegen.

Fazit

Informationsmodellierung im Bauwesen ermöglicht es, intelligenter und smarter zu bauen, indem sie Informationen strukturiert, Abläufe sichtbar macht und Entscheidungen absichert. Mit klaren Rollen, Standards und guter Governance entsteht ein belastbares Fundament von der Planung bis in den Betrieb. Wer Prozesse, Datenqualität und Zusammenarbeit konsequent organisiert, reduziert Risiken und schafft nachhaltig nutzbare Bauwerke.